Blut: Weiße Blutkörperchen

Blut: Weiße Blutkörperchen
 
Die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) zeigen unter dem Mikroskop eine weißliche Färbung. Sie unterteilen sich in Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten. Alle Leukozyten besitzen einen Zellkern und gehören zu den Immunzellen. Beim gesunden Menschen ist nur ein geringer Teil der im Körper vorhandenen Leukozyten im Blut zu finden - die meisten Leukozyten befinden sich im Knochenmark bzw. in verschiedenen Organen und Geweben. Eine Erhöhung der Leukozytenzahl im Blut deutet auf eine Krankheit hin.
 
 
Die Granulozyten stellen den größten Anteil der weißen Blutkörperchen im Blut. Ihr Name rührt daher, dass in ihrem Zytoplasma Körnchen (Granula) zu finden sind, die sich - je nach Granulozytenart - mit verschiedenen Farbstoffen anfärben lassen. Je nach Alter der Granulozyten unterscheidet sich ihr Zellkern: Bei jungen, gerade erst gereiften Granulozyten ist der Zellkern stabförmig gebogen (stabkernige Granulozyten); je älter ein Granulozyt wird, umso stärker wird der Kern in Abschnitte unterteilt (segmentiert; daher segmentkernige Granulozyten). Überalterte Granulozyten weisen eine sehr starke Segmentierung auf (übersegmentierte Granulozyten). Sind übermäßig viele junge Granulozyten im Blut zu finden, nennen Mediziner dies Linksverschiebung, denn im Blutbild werden die Blutkörperchen ihrem Alter nach von links nach rechts dargestellt. Unterteilt werden die Granulozyten in drei Gruppen. Die neutrophilen Granulozyten sind in der Lage, Bakterien »aufzufressen« (zu phagozytieren). Die eosinophilen Granulozyten werden vor allem bei der Abwehr von Wurmerkrankungen und bei Allergien aktiv. Die basophilen Granulozyten wandern ins Interstitium und werden zu Mastzellen, die an Entzündungsprozessen beteiligt sind - ihre Granula enthalten nämlich den Botenstoff Histamin, aber auch Heparin, das die Blutgerinnung hemmt.
 
 Monozyten und Lymphozyten
 
Die Monozyten sind die größten weißen Blutkörperchen. Sie halten sich nach ihrer Entstehung nur etwa einen Tag im Blut auf, dann wandeln sie sich in den Organen in Riesenfresszellen (Makrophagen) um, die Fremdstoffe vernichten.
 
Von den Lymphozyten befindet sich nur ein kleiner Teil im Blut, die übrigen Lymphozyten halten sich in den lymphatischen Organen (z. B. Thymus und Milz) auf, wo sie sich vermehren. Unterschieden werden sie in T-Lymphozyten und B-Lymphozyten. Die B-Lymphozyten sind für die Produktion von Antikörpern zuständig, während die T-Lymphozyten u. a. bestimmte Krankheitserreger und kranke Zellen vernichten.
 
 Leukämien und Agranulozytose
 
Die Leukämien zählen zu den Krebserkrankungen. Unter dem Begriff Leukämie versteht man die übermäßige Vermehrung der Vorläuferzellen der Leukozyten. Durch deren Vermehrung werden die gesunden Knochenmarkszellen verdrängt, sodass nicht mehr genug Erythrozyten bzw. Thrombozyten heranreifen können. Zu den Symptomen einer Leukämie zählen daher Anämie (Blutarmut), Probleme mit der Blutgerinnung, aber auch Abwehrschwäche, denn es werden zwar Leukozyten produziert. Diese sind nicht ausgereift und können ihre Funktionen nicht wahrnehmen. Kommt es zur übermäßigen Vermehrung der Vorläuferzellen der Granulozyten (den Myeloblasten und Myelozyten), spricht man von einer myeloischen Leukämie, bei der krebsartigen Vermehrung der Vorläuferzellen der Lymphozyten von einer lymphatischen Leukämie. Unterschieden werden noch akute Leukämien, bei denen die Krankheit sehr schnell voranschreitet, und chronische Leukämien, die schleichend verlaufen.
 
Von der akuten lymphatischen Leukämie sind vor allem Kinder betroffen. Bei einer Behandlung (Chemotherapie) mit Zellgiften (Zytostatika) liegen die Heilungschancen bei ca. 70 %. Die akute myeloische Leukämie tritt vor allem bei Erwachsenen auf. Wird nicht ein passender Knochenmarksspender gefunden und eine Knochenmarkstransplantation durchgeführt, nimmt die Krankheit oft und rasch einen tödlichen Ausgang. Die chronisch myeloische Leukämie betrifft meist jüngere Erwachsene, beginnt mit Müdigkeit und vergrößerten Lymphknoten und führt nach mehreren Jahren zum Tod, wenn nicht ein passender Knochenmarksspender gefunden wird. Unter der chronisch lymphatischen Leukämie, die langsam voranschreitet, leiden meist ältere Menschen. Die Behandlung besteht in einer möglichst späten und »sanften« Chemotherapie.
 
Unter Agranulozytose versteht man das Absinken der Granulozytenzahl unter einen kritischen Wert infolge von Knochenmarksschädigung. Dadurch sind die Betroffenen stark infektionsgefährdet. Eine Agranulozytose ist lebensgefährlich. Ausgelöst werden kann sie durch allergische Reaktionen auf Medikamente, die sofort abgesetzt werden müssen. Der Patient muss zudem oft isoliert untergebracht werden, um Infektionen auszuschließen.
 
Siehe dazu auch: Immunsystem: Die unspezifische AbwehrImmunsystem: Die spezifische Abwehr

Universal-Lexikon. 2012.

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